Menschen hautnah:
„… eine gewisse Art von Tod“
Leben nach einer Vergewaltigung
Ein Film von Wolfram Seeger
Redaktion: Gert Monheim
Vor fünf Jahren wurde die Berlinerin Beatrix Köpsel von einem Mann, den sie flüchtig kannte, vergewaltigt. Vier Stunden lang wurde sie gefangengehalten, brutal mißhandelt, fürchtete um ihr Leben. Daß sie einem mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter in die Hände gefallen war, erfuhr sie erst später bei der Gerichtsverhandlung.
Seit diesem Tag, dem 20.9.94, wird das Leben von Beatrix Köpsel durch dieses Verbrechen bestimmt. Die äußeren Verletzungen waren längst verheilt, da litt sie noch unter Angstzuständen, Selbstmordgedanken, Depressionen; versuchte zu vergessen und konnte es nicht. Aus Scham traute sie sich kaum noch auf die Straße, nahm drastisch ab, ließ sich die Haare ganz kurz schneiden. Und jedes Jahr, wenn der Geburtstag des Täters nahte, fiel sie ins Bodenlose. Noch heute, wenn sie einschlafen will, wird sie von den Schreckensbildern dieser vier Stunden heimgesucht.
Allein ihrer inneren Stärke hat Beatrix Köpsel es zu verdanken, daß ihr Überlebenswille auch in den Krisenzeiten der vergangenen fünf Jahre nicht erlahmte. Seelischen und praktischen Beistand bekam sie die ganze Zeit über von der Opferhilfe Berlin, einer Beratungsstelle für Verbrechensopfer.
Der WDR-Autor Wolfram Seeger sprach mit Beatrix Köpsel darüber, wie sich ihr Leben durch die Tat verändert hat; wie sie immer wieder versucht, die inneren Verletzungen zu überwinden und zu einem normalen Leben zurückzufinden. Seeger hatte Beatrix Köpsel bei Dreharbeiten zu seinem Film über Gewaltopfer „Wie ein quälender Schatten“ kennengelernt, der am 4. Febr. 99 in der ARD gesendet wurde.